Wie unrecht hatte Marx wirklich? Band 2: Lüge und Gewalt

Fritz Erik Hoevels

Inhaltsverzeichnis

  • 1 Der sogenannte Überbau
  • 2 Die Sedimentation der Lügen
  • 3 Die Ideologie und die Ideologeme
  • 4 Die Zweidimensionalität der Ideologie und ihre Folgen
  • 5 Ideologie und Sprache
  • 6 »Waldursprünglicher Blödsinn« und sein Geheimnis:
    Die funktionalistische Verleugnung der Memselektion
  • 7 Frühe Selektionsnachteile neutral abbildender Meme
  • 8 Der sogenannte Geist
  • 9 Philosophie und Suggestion
  • 10 Die angebliche »Grundfrage« der Philosophie und deren Basis
  • 11 Rekapitulation
  • 12 Die bedrohte Philosophie
  • 13 Ein gehätscheltes Ideologem unter der Lupe
  • 14 Philosophie, Wissenschaft, Dialektik
  • 15 Die Dialektik und ihr jüngeres Synonym »Reduktionismus«
  • 16 Der ominöse »Satz vom Widerspruch« –
    und die Achillesferse des undialektischen Materialismus
  • 17 Der gesunde Menschenverstand –
    eine vielleicht nützliche Abschweifung
  • 18 Die traurige Wissenschaft
  • 19 Die Wissenschaft im Gefängnis der Klassenherrschaft
  • 20 Wissenschaft und Sklavenhaltung,
    oder: ein Flüchtigkeitsfehler von Marx
  • 21 Subjektivität, Wissenschaft und organisierte Vorteilsnahme
  • 22 Das wissenschaftliche Denken
  • 23 Der Krieg gegen die Induktion: der lange Abstieg von Bacon zu Popper
    • a) Von der ersten Artikulation des wissenschaftlichen Denkens bis zu seiner Unterhöhlung durch den »Positivismus«
    • b) Aus alt mach neu: ein gelifteter Kant und sein Schildknappe
    • Exkurs:
      Wissenschaft und wissenschaftliches Denken im Monopolismus
  • 24 Die Kunst
  • 25 Überbauphänomen Kunst I: Romanik und Gotik
  • 26 Überbauphänomen Kunst II: Das Ontbijtje-Stillleben
  • Exkurs:
    Memselektion und Klassenkampf am Beispiel der Präraffaëliten
  • 27 Manierismus und Impressionismus – zwei Klassenformen der Emanzipation
  • Literaturverzeichnis
  • Personenregister
  • Besprochene Stellen aus MEW

Dr. Fritz Erik Hoevels studierte Psychologie, Altphilologie und Literaturwissenschaft in Frei­burg i. Br., wo er als niedergelassener Psycho­analytiker tätig war. 1983 trat er durch sein Buch »Marxismus, Psychoanalyse, Politik« her­vor, das einiges Aufsehen erregte. Näheres über seine öffentliche Tätigkeit, die ihn bis heute zu einer hochbesetzten Haßfigur der Kirchen, ihrer Trommler und Sympathisanten gemacht hat, findet sich in der historisch aufschlußreichen Dokumentensammlung »30 Jahre Ketzer«. Seine Untersuchung über den Beitrag Wilhelm Reichs zur Psychoanalyse – bevor dieser wohl fähigste Schüler Freuds unter dem Druck seiner vielen Verfolger geistig zusammenbrach – dürf­te als Standardwerk zum Thema gelten. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Anwendung der Psychoanalyse (Therapie, Literatur, kollek­tive Phantasien, besonders der Religion) sowie zu Zeitfragen. Hoevels ist ferner Begründer und Mitherausgeber der Zeitschrift »System ubw – Zeitschrift für klassische Psychoanalyse«. Er ist deutscher Herausgeber der wichtigsten Werke des englischen Althistorikers Hyam Maccoby (der nüchterner und treffender als jeder andere die Entstehung des Christentums enträtselte). Seine zwei Bände »Wie unrecht hatte Marx wirklich?« können in ihrer analytischen Tiefe und Schärfe als neue Maßstäbe setzendes Grundlagenwerk gelten.



Fritz Erik Hoevels:
Wie unrecht hatte Marx wirklich?
Band 2: Lüge und Gewalt
Erschienen im März 2023
Gebundene Ausgabe, 806 Seiten
EUR 38,50
ISBN: 978-3-89484-842-2

Kapitel 18
Die traurige Wissenschaft

Wenn Marx mit der Behauptung recht hat, die geistige Produktion sei bestimmt durch die materielle und deren Organisationsform (»Produktionsweise und Produktionsverhältnisse«) – und das läßt sich zeigen, leider –, dann ist seine Erkenntnis eine recht traurige. Denn sie beinhaltet nicht weniger, als daß neben solch unheimlichen und eher schädlichen Dingen wie der Religion oder solchen eher zweifelhaften, im empirisch-historischen Durchschnitt bestenfalls ambivalenten wie der gerade behandelten Philosophie auch die Wissenschaft, dieses einzige wahre und vertrauenswürdige Licht der Welt, das es gibt, nur ein Nebenprodukt der gesellschaftlichen, d.h. Produktions- und dadurch Machtverhältnisse ist, keineswegs eine autonome Schöpfung des Menschengeistes, für welche die Entstehungsbedingungen zwar nach Ort und Zeit mehr oder weniger günstig sein mochten, die aber dafür, einmal entstanden und nicht gerade durch eine kosmische Katastrophe oder einen ordentlichen, nach Rußlands Vernichtung freilich nicht mehr möglichen Atomkrieg weggewischt, ein unbremsbarer Selbstläufer würde. Unerfreulicherweise ist gerade das keineswegs der Fall. (...)

Wie unrecht hatte Marx wirklich? Band II: Lüge und Gewalt von Fritz Erik Hoevels ist ein anspruchsvolles Werk, das sich intensiv mit den Theorien von Karl Marx auseinandersetzt und diese kritisch beleuchtet. Hoevels untersucht dabei insbesondere Marx’ Verständnis von „Memselektion auf Herrschaftsbasis“ und setzt sich mit der Frage auseinander, wie weit diese Theorie die allgegenwärtigen Muster von Lüge und Gewalt in der menschlichen Gesellschaft erklären kann.

Zentrale Inhalte des Buches
Das Buch widmet sich der Kernthese von Marx, dass Machtstrukturen in der Gesellschaft nicht nur die Verteilung von Ressourcen, sondern auch die Art und Weise prägen, wie Wahrheit und Lüge, Gewalt und Kontrolle aufrechterhalten werden. Hoevels erklärt diese Ideen, indem er Marx’ Theorien in den historischen Kontext setzt und sie mit Erkenntnissen aus der Wissenschafts-, Philosophie- und Kunstgeschichte vergleicht.
1. Die Memselektion auf Herrschaftsbasis: Marx war der Ansicht, dass gesellschaftliche Ideale und Denkweisen – sogenannte Meme – nicht zufällig entstehen, sondern von den Mächtigen bewusst geformt und genutzt werden, um ihre Vorherrschaft zu sichern. Hoevels prüft, ob diese Theorie tatsächlich als Erklärung für das Funktionieren moderner Gesellschaften taugt.
2. Erweiterung der Wertlehre: Ein weiterer Schwerpunkt ist Marx’ Erweiterung der ökonomischen Theorien von Adam Smith und David Ricardo. Marx legte dar, dass Arbeit selbst zu einer Ware wird, die gekauft und verkauft werden kann – ein Konzept, das viele seiner Zeitgenossen und auch spätere Kritiker ablehnten. Hoevels untersucht, warum diese Theorie trotz ihrer Bedeutung oft missverstanden oder absichtlich verfälscht wurde.
3. Kritik an den „philosophischen Eierschalen“: Hoevels nennt Marx’ und Engels’ philosophische Wurzeln scherzhaft „Eierschalen“, die von ihren Gegnern entweder glorifiziert oder als Schwachpunkte dargestellt wurden. Er hinterfragt, ob diese Grundlagen wirklich so bedeutend sind oder ob sie lediglich von Marx’ eigentlicher Leistung ablenken.

Ein neuer Ansatz zur Bewertung von Marx
Hoevels geht bei seiner Analyse weiter als viele andere Werke. Er verwendet eine breite Palette an historischen, wissenschaftlichen und künstlerischen Belegen, um Marx’ Theorien zu überprüfen. Dabei bleibt er unabhängig von staatlichen oder ideologischen Vorgaben und betont, dass die Freiheit der Forschung immer wieder durch politische Einflüsse eingeschränkt wird.

Herausforderungen und Provokationen
Das Buch ist bewusst provokant und fordert die Leserinnen und Leser heraus, über Marx und seine Kritiker hinauszublicken. Hoevels wirft Fragen auf, die nicht nur Marx’ Theorien, sondern auch den Zustand der heutigen Gesellschaft betreffen: Sind Lüge und Gewalt tatsächlich untrennbar mit Machtstrukturen verbunden? Und wie weit reichen die Auswirkungen dieser Dynamiken?

Über den Autor
Fritz Erik Hoevels ist ein vielseitiger Gelehrter, der sich in verschiedenen Fachgebieten bewegt. Seine Arbeiten umfassen Altphilologie, Psychologie, Literaturwissenschaft und politische Theorie. Nach einem frühen Bruch mit der akademischen Welt – aus politischen Gründen – widmete er sich vor allem der Psychoanalyse und der kritischen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen. Hoevels hat einflussreiche Werke veröffentlicht und ist bekannt für seinen klaren, aber oft provokanten Schreibstil.

Für wen ist das Buch geeignet?
Dieses Buch richtet sich an Leserinnen und Leser, die sich eingehend mit Marx’ Theorien und deren zeitgenössischer Relevanz auseinandersetzen möchten. Es bietet eine tiefgründige Analyse, die wissenschaftlich fundiert ist, aber auch kritisch und unabhängig bleibt. Gleichzeitig ist es eine Einladung, sich mit der Wechselwirkung von Macht, Ideologie und Wahrheit auseinanderzusetzen.

Wie unrecht hatte Marx wirklich? Band II: Lüge und Gewalt ist ein Werk, das durch seine Schärfe und Tiefe besticht und zum Nachdenken über grundlegende gesellschaftliche Fragen anregt. Es fordert die Leser dazu auf, bekannte Annahmen zu hinterfragen und neue Perspektiven zu entwickeln.

Bibliomaniacs, Remagen

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