Ausgaben
Inhalt
- Simone Reißner
Frau Holles Asylstätte - Susanne Sarial
Samuel Hahnemann und die Homöopathie – Arzt oder Religionsstifter - Peter Priskil
Ein Fall von Höhenangst - Fritz Erik Hoevels
Eine ungewöhnliche ödipale Wunscherfüllung in Thackerays »Henry Esmond« - Miszelle
- Eine Symbolbildung in statu nascendi (Peter Priskil)
- Rezensionen
- Sigmund Freud: Unser Herz zeigt nach dem Süden
(Fritz Erik Hoevels) - Gerhard Rieck: Kafka Konkret – das Trauma ein Leben /
Gerhard Rieck: Franz Kafka und die Literaturwissenschaft
(Peter Priskil)
- Sigmund Freud: Unser Herz zeigt nach dem Süden
Simone Reißner
Frau Holles Asylstätte
Abstract:
Märchen sind, ähnlich wie Träume, Wünscherfüllungen, die Wünsche selbst sind unbewußt – daher ihre zeitlose Popularität. Das Märchen »Frau Holle« spiegelt die Wiederherstellung der Person und die Rückgängigmachung der beim Mädchen phantasierten Kastration während des Aufenthalts des Mädchens beim Großelternideal »Frau Holle« wieder. Die Bestrafung der Schwester – die Schwester ist eine Verdichtung von Mutter und Schwester – durch Überschüttung mit Pech, läßt beide in die prägenitale Phase regredieren, hingegen der Goldregen für das Mädchen das Synonym für die Errichtung des Genitalprimats darstellt.
Susanne Sarial
Samuel Hahnemann und die Homöopathie – Arzt oder Religionsstifter?
Abstract:
Die Homöopathie »beruht ausschließlich auf der Anwendung von Arzneien«, die in solch exzessivem Maße verdünnt werden, daß keinerlei materielle Wirksubstanz mehr nachweisbar ist. Hahnemann selbst macht daraus kein Hehl, sondern erklärt den »Geist« und eine ominöse »Lebenskraft« für heilsam, die von ihm und seinen »Geboten« ausgehen. Er rückt sich damit in verdächtige Nähe zu den Eigenschaften und Fähigkeiten von Göttern, die stets – sensu Freud – der Vorstellung der in den Himmel projezierte Vater-Imago entsprechen. Um den Konkurrenz-Gedanken gegen den Vater zu leugnen, ist Hahnemanns Medizin wirkungslos; die unterlassene medizinische Hilfeleistung von überzeugten Homöopathen ist demnach ein Opfer auf dem Altar des ödipalen Aggressionstabus. Umgekehrt wird die wirkungslose, insbesondere nicht invasive Homöopathie von Patienten geschätzt, weil körperliche Eingriffe von außen die unbewußte Kastrationsdrohung aktivieren; der Verzicht auf wirksame Medizin ist aus ihrer Sicht ein Tribut an die Kastrationsangst.
Peter Priskil
Ein Fall von Höhenangst
Abstract:
Die weit verbreiteten Phänomene von Höhenangst und Schwindelanfällen werden von Sigmund Freud zu den bedeutendsten Äußerungsformen der Angstneurose gerechnet. Er wies nach, daß aufgestaute sexuelle Energie, die keine orgastische Abfuhr findet (frustrane Erregung), sich in Angst verwandelt und die für die entsprechende neurotische Erkrankung typischen Symptome zeitigt. In diesem Beitrag werden verschiedene Arbeiten diskutiert, deren Verfasser vorgeben, sich auf psychoanalytischer Grundlage mit der Höhenangst auseinanderzusetzen, sich dabei aber in unhaltbare Spekulationen verstricken. Anhand eines konkreten Fallbeispiels wird Freuds Analyse der Höhenangst abschließend bestätigt.
Fritz Erik Hoevels
Eine ungewöhnliche ödipale Wunscherfüllung
in Thackerays »Henry Esmond«
Abstract:
In Thackerays letztem Roman »Henry Esmond« vollzieht sich eine ungewöhnlich vollständige phantastische Erfüllung der Ödipuswünsche. Die Mutter des Verfassers wird, wie oft bei Thackeray, im Roman in zwei Personen zerlegt (die untereinander als Mutter und Tochter verbunden sind); die ältere davon bleibt das Objekt, welches der den Verfasser vertretende Held schließlich und glücklich erreicht, die jüngere muß die Strafe für die reale Bevorzugung des realen Vaters vor dem realen Sohn tragen, die dieser für sie vorgesehen hat. Der Vater selbst wird phantastisch vielfach herabgesetzt und schließlich physisch beseitigt, seine von ihm abgespaltene frühe Imago isoliert.
EUR 7,50
21. Jahrgang, Heft 1, März 2003, 72 S., 2 Abb.
ISSN: 0724-7923
ISBN: 978-3-89484-706-7
(ISBN-10: 3-89484-706-9)