Ausgaben
Inhalt
- Wilfried Beaumarçaux
Gedanken zum Kinofilm »Nicht Auflegen!« –
Eine hinter Moralpredigt verborgene ödipale Onaniephantasie - Fritz Erik Hoevels
Eine häufige Folge der Familiensituation - Peter Priskil
Die Auslöschung der psychoanalytischen Terminologie - Simone Reißner
Zur Psychodynamik der Paranoia in ausgewählten Kurzgeschichten von Joseph Sheridan Le Fanu - Susanne Sarial
Randbemerkung zu einem Kinder»spiel« - Miriam Daré
Die Symbolsprache des Traumes – Ein Traumfragment - Miszellen
- Eine Deckerinnerung (Judith Funke)
- Zum unbewußten Gehalt des St. Blasiussegens (Simone Reißner)
- Angst vorm Fliegen, oder: ein mitverfolgtes psychologisches Erstgespräch (Simone Reißner)
Wilfried Beaumarcaux
Gedanken zum Kinofilm "Nicht Auflegen!"
– Eine hinter Moralpredigt verborgene Onaniephantasie
Abstract:
Der Verfasser weist nach, daß der Film mit projektivem Eifer auf die Zerstörung der selbstbestimmten zugunsten der Festigung der von elterlicher/staatlicher Autorität abgesegneten, also mit dem Stempel »political and moral correctness« versehenen Sexualität zielt mittels massiver Kastrationsdrohung in der Art, wie sie alle Religionen mehr oder minder einsetzen. Er zeigt auf wie unter dem Bombardement der Kastrationsdrohung der verdrängte und verbotene ödipale Inzestwunsch bei genauer Analyse doch noch zum Vorschein kommt und freigelegt wird, ein anschauliches Beispiel der Wiederkehr des Verdrängten im Verdrängenden.
Fritz Erik Hoevels
Eine häufige Folge der Familiensituation
Abstract:
Der Verfasser stellt den seiner Meinung nach häufigen »St.-Alexius-Komplex« vor: Patienten versäumen ihr reales Leben, scheitern in der sozialen Selbstverteidigung usw., behalten aber eine oft durchaus echte und bemerkenswerte Fähigkeit zu theoretischer Einsicht und Überlegenheit über ihre Umgebung, die sie – manchmal durchaus treffsicher – auch zur Kritik von Lügen und Ideologien nutzen. Als Grund dafür wird ermittelt, daß in der infantilen ödipal fundierten Auseinandersetzung mit den (sic) Eltern die theoretische Kritik gewöhnlich vom Inhalt her bzw. sachlich erfolgreich war (das Kind konnte elterliche Lügen, elterlich vermittelte Ideologien usw. durchaus treffend durchschauen und widerlegen), die praktische, d.h. auch die theoretische hinsichtlich praktischer Einzelfragen, sehr viel weniger. Diese Struktur wird unbewußt und lebensbestimmend, ergibt auch einen Kompromiß von (praktischer) Selbstbestrafung und (theoretischer) Selbstbehauptung, dessen äußerliches Resultat einen dauerhaften und demonstrativen unbewußten Vorwurf abgibt; die dadurch ermöglichte moralische Wunscherfüllung kompensiert reale Entbehrungen. Fallbeispiele illustrieren den Vorgang.
Peter Priskil
Die Auslöschung der psychoanalytischen Terminologie
Abstract:
Der Artikel zeichnet die systematisch durchgeführte Streichung der psychoanalytischen Fachterminologie in der neuesten Auflage des weltweit verbindlichen Kompendiums »Internationale Klassifikation psychischer Störungen« (International classification of diseases, ICD-10) nach und legt dar, daß mit dieser neuen offiziellen Sprachregelung die Wissenschaft Freuds ihrer Sprengkraft beraubt und die Erinnerung an sie ausgelöscht werden soll. An ihrer Stelle treten Behandlungsformen, die ausschließlich der Anpassung an familiäre und gesellschaftliche Gewaltverhältnisse verpflichtet sind.
Simone Reißner
Zur Psychodynamik der Paranoia in ausgewählten Kurzgeschichten
von Joseph Sheridan Le Fanu
Abstract:
In diesem Aufsatz werden die Kurzgeschichten von J.S. Le Fanu, mit einem besonderen Fokus auf »Grüner Tee« und »Junker Tobys Testament«, unter dem Aspekt der Paranoia untersucht. Die Autorin weist darin nach, dass in diesen Kurzgeschichten beim Protagonisten überzufällig häufig die klassisch paranoischen Strukturen auftauchen, wobei der homoerotische Kernkomplex eine zentrale Rolle spielt. Ferner wird eine unbewußte Unsterblichkeitsvorstellung sowie eine partielle Identifikation mit dem Aggressor entschlüsselt.
Susanne Sarial
Randbemerkung zu einem Kinder»spiel«
Abstract:
Ein häufig zu beobachtendes Kinder»spiel«, dessen Nähe zu Zwangshandlungen evident ist, besteht darin, die Bewegung auf strukturiertem Untergrund – beispielsweise das Laufen auf gekachelten Wegen etc. – nach bestimmten Regeln zu gestalten: gewisse Linien, Farben, Kästchen o.ä. dürfen nach den selbstgewählten Vorschriften nicht betreten werden, andere Bezirke wiederum sind »erlaubt«. Sariel analysiert anhand einer literarischen Ausgestaltung dieses Phänomens, Roald Dahls Kurzgeschichte »Der Wunsch«. die zugrundeliegenden unbewußten Strukturen solcher und ähnlicher Handlungen. Im Kern handelt es sich um das unter den Bedingungen der Sexualunterdrückung ubiquitärste und früheste Berührungstabu: das in frühester Kindheit installierte Onanieverbot. Die Unterwerfung unter dieses Verbot wird unbewußt als Abwehr aller anderslautenden Versuchungen in den bezeichneten Kinder»spielen« demonstriert.
Miriam Daré
Die Symbolsprache des Traums - Ein Traumfragment
Abstract:
Die Abhandlung erweitert anhand der Analyse eines Traumfragments die Bedeutung der Symbolsprache zur Entstellung der traumerzeugenden Wünsche und belegt die Schlüsselrolle der Sexualität bei der Symbolbildung sowie deren infantile Wurzeln.
EUR 7,50
22. Jahrgang, Heft 1, September 2004, 68 S.
ISSN: 0724-7923
ISBN: 978-3-89484-707-4
(ISBN-10: 3-89484-707-7)