Inhalt
- Vorwort zur 2. erweiterten Auflage
- Die indizierte Ausgabe der Ketzerbriefe 157/158
- Kerstin Steinbach
Die Vernichtung der Besseren Zeit und der neue Kinderschänder-Wahn - Leserzuschriften
- Adenauers Wiederkehr
- Eine sexuelle Attacke einer Dreijährigen
- Zwei Kindheitserlebnisse
- Anna Rouge
Der sexuelle Mief der Jugend - Simone Reißner
Freedom and Pornography: Keiner kommt hier lebend raus - Das schändliche Unrecht an Roman Polanski
- Persönlicher Brief an Roman Polanski
- Peter Priskil
Zum Tod von Jacques Chessex
Erstes Zusatz-Opfer im Fall von Roman Polanski - Fritz Erik Hoevels
Nachtrag - Bernard-Henri Lévy
Für Roman Polanski - Protest auf der Frankfurter Buchmesse:
Freiheit für Roman Polanski! - Letzte & Allerletze Meldung
- Fritz Erik Hoevels
Hurra, unser Kaiser hat einen Preis gewonnen! - Ein Jahr Obama
- Rezension von Fritz Erik Hoevels:
Huberus Mynarek, Eine Jugend im Osten des Dritten Reiches - Ein aufschlußreicher E-Mail-Briefwechsel
- Kurz und pregnant
- Kerstin Steinbach
- Dokumentation des Zensurfalls der Ketzerbriefe 157/158
- Zensur-Anschlag auf die Ketzerbriefe! (Mai 2010)
- Ausgabe der Ketzerbriefe zensiert! (November 2010)
- Wenn die Inquisition tagt
- Anhang
- Nicht vergessen: Das schändliche Unrecht an Roman Polanski dauert an!
von Ulrike Tietze (Mai 2010) - Polanskis Fußfessel-Lied: Der gefangene Vogel lernt singen
von Fritz Erik Hoevels (Juni 2010) - Armer Polanski, oder: Die Hölle, das sind die Feministen
von Peter Priskil (Februar 2014) - Der Pianist und seine Dirigenten
von Fritz Erik Hoevels (Oktober 2014)
- Nicht vergessen: Das schändliche Unrecht an Roman Polanski dauert an!
Vorwort zur 2. erweiterten Auflage
Kurz vor Drucklegung dieses Büchleins sagte der heute 81jährige Roman Polanski eine Einladung zum Filmfestival in Locarno ab, weil im Vorfeld der inzwischen leicht mobilisierbare Mob, angeleitet durch Lokalpolitiker mit Blick auf ihre Karriereleiter, schon wieder gegen ihn gehetzt hatte. Die Schweizer Regierung in Person der Bundesrätin Widmer-Schlumpf hatte dazu vor fünf Jahren den Startschuß gegeben, als sie den weltberühmten Regisseur auf Befehl der USA ins Gefängnis warf wegen eines dort vor Jahrzehnten stattgehabten, einvernehmlichen Sexualkontaktes mit einer sexuell reifen Minderjährigen, einer privaten Angelegenheit also, über die sich in Europa bis vor kurzem allenfalls Pfaffen und heimliche Neider das Maul zerrissen. Colette unterhielt vor knapp hundert Jahren als Endvierzigerin eine analoge sexuelle Beziehung, die sie in »Erwachende Herzen« literarisch verarbeitete und den seinerzeitigen Neidern reichlich Tratschstoff lieferte, ohne damit Staatsorgane zu mobilisieren. Polanski entging in den angeblich freiesten aller Zeiten der geplanten Auslieferung als stigmatisierter »Kinderschänder« in den mörderischen US-Knast nur mit knapper Not, weil die Proteste während der monatelangen Gefängnis- und dann Fußfesselhaft in seinem Schweizer Anwesen unerwartet zahlreich und anhaltend waren und sich laut Umfragen die große Mehrheit der Schweizer trotz Dauerbehämmerung durch die Medien unverändert für Polanski aussprach. Schlußendlich mußte man ihn im Juli 2010, fast ein Jahr nach seiner Verhaftung in Zürich, freilassen – zähneknirschend entdeckte man nun plötzlich »Mängel« im Auslieferungsantrag der USA –, und der unermüdliche Meister des Films hat sein künstlerisches Werk in Frankreich, wo er seitdem wieder seinen Lebensabend verbringt, zum Ärger seiner Peiniger noch bereichern können; die Rezension des sehenswerten Films »Venus im Pelz« wurde in diese Ausgabe aufgenommen. Das an Polanski exemplarisch verübte Unrecht aber soll nicht vergessen werden! Es handelte sich dabei in der Tat um einen Meilenstein bei der Durchpeitschung des unmenschlichen US-Sexualstrafrechts in Europa – die überpersönliche Ebene seines Falls will der Meister allerdings nicht verstehen –, und dieser finstere Plan ging ungeachtet seiner erzwungenen Freilassung leider auf. Das wiederheraufbeschworene sexuelle Elend ist inzwischen für empfindende Menschen, also alle, die sich nicht zentimeterdicke Hornhaut auf den Sinnesrezeptoren wachsen ließen, hautnah zu spüren.
Grund genug, daß die Ketzerbriefe 157/158 in konsistenter Form die zweite Auflage erfahren. Wir gehen sicher recht in der Annahme, daß dies die Bürokraten der »Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften« sehr ärgern wird, denn deren Zensuranschlag erfolgte 2010 wenige Monate nach Ersterscheinen des Heftes. Auch hier mußte der Apparat vor dem Hintergrund zahlreicher in- und ausländischer Proteste schließlich zurückrudern: Im Juni 2011 setzte das Verwaltungsgericht Köln die »Indizierung« als »jugendgefährdend« – das De-facto-Verbot – vorläufig außer Kraft, die dagegen eingelegte Beschwerde der Zensurbehörde wies das Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen im Dezember 2011 zurück. Das Verwaltungsgericht Köln bestätigte seine Entscheidung in dem Hauptverfahren durch Urteil im Mai 2012. An eine Art wundersame Wiederkehr des Rechtsstaates soll hier glauben, wer da mag, und dann grübeln, warum dieser sich zu einer Selbstverständlichkeit – »Eine Zensur findet nicht statt.« (Art. 5 Abs. 1 GG) – erst nach kräftezehrender Mobilisierung der Öffentlichkeit bequemte; zahlreiche AHRIMAN-Helfer waren hier Wochenende für Wochenende tätig. Und wo schwang dieser angebliche Rechtsstaat sein angeblich rechtsstaatliches Zepter bei den etwa 15000 verfassungswidrigen Zensurakten der zumeist ungestört in Hinterzimmern agierenden Dunkelmänner und -frauen dieser modernen Inquisitionsbehörde? Im übrigen steht in unserem Zensurfall nach dem erzwungenen Kölner Rückzugsgefecht die endgültige Entscheidung bis heute aus, denn über den Antrag der »Bundesprüfstelle« auf Zulassung der Berufung gegen das Urteil hat das zuständige Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen bis heute nicht entschieden. Das Verfahren kann also jederzeit reaktiviert werden, derweil soll öffentliche Aufmerksamkeit erlahmen und das Gedächtnis schwach werden. Gegen den verordneten Alzheimer halten Sie, geehrte Leser, hier also einen Text in den Händen, den Sie nach dem Willen der Zensoren niemals lesen sollten. Wir drucken im Anschluß an den ungekürzten Originaltext des inkriminierten Heftes die Dokumentation der wesentlichen Etappen des Zensuranschlags ab – eine instruktive Lektion für Rechtsstaatsgläubige – und im Anhang noch einige weitere, das Thema betreffende Beiträge späterer Nummern des Periodikums.
Kerstin Steinbach
»Polanski-Solidaritäts-Ketzer«
Hommage an Roman Polanski
Der von der BRD-Inquisition verfolgte »Polanski-Solidaritäts-Ketzer«
180 S.
EUR 12,90
ISBN: 978-3-89484-826-2
Zuerst erschienen in Ketzerbriefe 157/158 (Dez. 2009), 2. erw. Auflage 2014