Mit Gott und den Faschisten
Der Vatikan im Bunde mit Mussolini, Franco, Hitler und Pavelić
Inhalt
- Zur 2. Auflage
- Vorwort zur Neuauflage
- Vorwort des Autors
- I Der Vatikan und der italienische Faschismus
- Vorgeschichte
- Beginn der Zusammenarbeit von Vatikan und Faschismus
- Der erste Dienst
- Die Lateranverträge
- Die Reaktion der Nazis auf die »Versöhnung« mit den Faschisten
- Der Abessinienkrieg – mit päpstlicher Billigung und voller Unterstützung des hohen italienischen Klerus
- Fast der gesamte italienische Episkopat unterstützte den faschistischen Raubüberfall
- »Ave Maria«
- II Der Vatikan und der spanische Bürgerkrieg
- Die Ursachen
- Von der Gründung der Republik bis zum Ausbruch des Krieges
- Hitlerdeutschland und Italien verhalfen den katholischen Rebellen zum Sieg
- Der »teure Sohn« des Papstes ein anhänglicher Freund Hitlers
- Die Hilfe Rußlands für die Republik
- Vom »christlichen« Kreuzzug gegen die »gottlosen Roten«
- Die Verbrechen der Republikaner und die Märtyrerlegende der Kirche
- Die Verbrechen der Franco-Rebellen
- Franco und der Vatikan
- »Ein Friede in Ordnung, in Ehre, in Wohlfahrt« (Papst Pius XII.)
- III Der Vatikan und Hitlerdeutschland
- Der Nationalsozialismus gelangt zur Macht
- Der Katholik Franz von Papen
- Das Ermächtigungsgesetz
- Theodor Heuß und Hitler
- Der Katholik Adenauer
- Auf kirchliche Weisung liquidierten sich die katholischen Parteien selber
- Das Konkordat mit Hitlerdeutschland
- Weil der Vatikan es wollte, riefen 1933 alle deutschen Bischöfe zur Zusammenarbeit mit Hitler auf
- Auch führende katholische Theologen unterstützten Hitler
- Der angebliche Sündenbock: der deutsche »Milieukatholizismus«
- Niemals protestierten die deutschen Bischöfe unter Hitler gegen ihn und sein System
- Die deutschen katholischen Märtyrer unter Hitler zeugen gegen die Kirche
- Der »Löwe von Münster«
- Bis in die letzten Jahre des Zweiten Weltkrieges unterstützten die deutschen (und seit 1938 auch die österreichischen) katholischen Bischöfe mit zunehmender Intensität einen der größten Verbrecher der Weltgeschichte
- Bischof Galen autorisiert den »Fahneneid« auf Hitler
- Während des Krieges unterstützten die deutschen Bischöfe Hitler noch intensiver
- Der wendige Kardinal Faulhaber (oder: wie überlebt man zweitausend Jahre?)
- Prälat Neuhäuslers Resümee
- Auch die deutsche katholische Presse verwandte sich für Hitlers Krieg
- Seitenblick auf die deutsche Evangelische Kirche im Hitlerreich
- IV Der Vatikan und der Zweite Weltkrieg
- Was wollte Pacelli?
- Der deutsche Überfall auf die Tschechoslowakei
- Danzig
- Der deutsche Überfall auf Polen
- Die »Friedensbemühungen« des Papstes und der Eintritt Italiens in den Krieg
- Der deutsche Überfall auf Norwegen und die Besetzung der Niederlande, Belgiens und Frankreichs
- Engerer Anschluß an den siegreichen Führer
- Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion
- Die päpstliche Politik in den letzten Jahren des Krieges
- Der Umschwung der katholischen Kirche nach der Niederlage Deutschlands
- Schutz und Schirm der Faschisten bis zuletzt
- V Der Vatikan und die Kroatengreuel
- Papsttum und Balkan bis zum Ersten Weltkrieg
- Die Drohung Pacellis
- Papstsegen für Verbrecher
- ». . . weitere Arbeit«
- Sogar die Deutschen protestierten
- KZ und Caritas
- Die Taten der Ustaschen waren Taten der Kirche
- Allen voran die Franziskaner
- Auch der Primas der kroatischen Katholiken, Erzbischof Dr. Stepinac, unterstützte die Mörder
- Der blutdürstigste Verbrecher aller Satellitenländer wurde bis zuletzt von der katholischen Kirche geschützt und gesegnet
- Wußte der Papst nichts?
- Anhang
- Die Diskussion über Karlheinz Deschners kritische Kirchengeschichte ›Abermals krähte der Hahn‹ in ›Die Tat‹, Zürich
- ›Abermals krähte der Hahn‹ im Urteil von Theologen
- ›Abermals krähte der Hahn‹ im Urteil von Freidenkern und Freireligiösen
- Weitere Urteile
- Nachwort
- Personenregister
- Benutzte Literatur
Vorwort zur Neuauflage
Weshalb – nach fast 50 Jahren – eine Neuauflage von Karlheinz Deschners Werk ›Mit Gott und den Faschisten‹?
Weil es sehr aktuell ist. Weil es völlig zu Unrecht Gefahr läuft, in Vergessenheit zu geraten. Weil es einen Verdrängungsprozeß, nein, die gezielte Desinformations-Politik des Vatikan stört. Es erinnert an die Kollaboration des Vatikan nicht nur mit Hitler, dem wohl größten Verbrecher aller Zeiten, sondern auch mit Mussolini, Franco und dem wenig bekannten Pavelić, Faschistenführer in Kroatien und zusammen mit Kardinal Stepinac verantwortlich für das Konzentrations- und Vernichtungslager Jasenovac, über dessen Existenz heute nur noch wenige Bescheid wissen.
Weil das Lügengeflecht des Vatikan entlarvt wird, der sich seit einigen Jahrzehnten als Widerstandsorganisation gegen die Hitlerei aufzuspielen versucht, obwohl doch Pius XII. laut Kardinal Faulhaber »der beste Freund, am Anfang sogar der einzige Freund des neuen Reiches gewesen war«, gerade in der labilen Anfangsphase des Nationalsozialismus, als die Geschichte noch einen ganz anderen Verlauf hätte nehmen können! Weil es eben kein Mode-Buch ist, das aus Gefälligkeitsgründen einen Meinungstrend bedient, sondern präzise und detailreich historische Fakten präsentiert, zusammenfaßt und daraus für jeden nachvollziehbare Schlußfolgerungen zieht. Daniel Jonah Goldhagen hält es offenbar für unnötig, in seinem Buch ›Die katholische Kirche und der Holocaust‹ Deschner überhaupt zu zitieren, obwohl dieser doch schon fast 40 Jahre früher mit viel weniger Tinte weit mehr zu berichten weiß. Und weil es sich dabei auch noch spannend liest, wie ein Roman, in dem doch jede Zeile stimmt, und jeder Leser nach der Lektüre wesentlich klüger und aufgeklärter ist als zuvor; vielleicht auch schockiert ist über das Ausmaß der Kollaboration zwischen den Nazis, allen Faschisten und dem Vatikan! Kurz, weil es eine Geschichtslüge entlarvt. Die Lüge vom katholischen Widerstand.
Vergessen wir nicht, daß es die Französische Revolution war, welche die katholische Kirche in ihre Schranken verwies und damit ihrer feudalen Macht – wenn auch leider nur sehr halbherzig – ein Ende setzte. Dennoch verurteilte die spanische Inquisition den letzten Ketzer – den Schullehrer Caetano Ripol – am 26. Juli 1826 zum Tod am Galgen und zur »symbolischen Verbrennung«, fast ein halbes Jahrhundert nach dem Sturm auf die Bastille! In deren Folge besetzten napoleonische Truppen Ende des 18. Jahrhunderts den Kirchenstaat – der aus blutigen Kriegen hervorgegangen war und mit einer gefälschten Urkunde legitimiert wurde, der sogenannten »Konstantinischen Schenkung« –, verhafteten Pius VI. und führten ihn als Gefangenen nach Valence ab. Der Wiener Kongreß restituierte 1815 den Vatikanstaat mit verkleinertem Territorium noch einmal, aber 1870 ging er nach der Besetzung durch italienische Truppen endgültig im neuen italienischen Nationalstaat auf. Die Verantwortlichen wurden daraufhin exkommuniziert. Und scherten sich nicht darum.
Durch das Erstarken des Bürgertums, die Entwicklung der europäischen Nationalstaaten, die Emanzipationsbewegung, die Naturwissenschaften und den Fortschritt durch technische Entwicklungen wurde die Catholica in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer stärker in die Defensive gedrängt, versuchte mit dem ersten Vatikanischen Konzil verzweifelt – und aussichtslos – den Kampf gegen den »modernen Rationalismus« aufzunehmen und die angeschlagene päpstliche Autorität durch das Unfehlbarkeitsdogma aufzuwerten. Aber die Zeit lief gegen den Katholizismus. Unter Bismarck wurden im »Kulturkampf« fast 2000 katholische Kleriker inhaftiert oder zu hohen Geldstrafen verurteilt, die sich in staatliche Angelegenheiten eingemischt hatten, die USA brachen am 28. Februar 1867 die diplomatischen Beziehungen zum Vatikan ab (und nahmen sie erst wieder 1984 unter Ronald Reagan auf). Die »Römische Frage« war entstanden: wie rettet man sich vor dem endgültigen und damals absehbaren Niedergang, wie restituiert man seine alte Machtfülle und mit wessen Hilfe? Verschärft wurde dieses Problem durch das Aufkommen der dezidiert antiklerikalen, der Aufklärung und dem Gleichheitsprinzip verpflichteten Arbeiterbewegung nach dem Debakel des Ersten Weltkriegs. Das ist der Ausgangspunkt von Karlheinz Deschners Buch ›Mit Gott und den Faschisten‹. Daß es nicht der Vergessenheit anheimfällt, ist das Anliegen dieser Neuauflage beim Ahriman-Verlag. Detailreich, historisch fundiert und unter Auswertung zahlreicher Quellen wird hier nachgewiesen, daß nach dem ersten Weltkrieg die Gelegenheit ergriffen wurde, zusammen mit dem aufkommenden Faschismus das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Aus Angst vor einem Sieg der Arbeiterbewegung in ganz Europa – nach sowjetischem Vorbild – ging der Vatikan zusammen mit dem reaktionären Großbürgertum und dessen Handlangern – den Faschisten – ein Bündnis ein, das beiden die Existenz sichern sollte. Diese unheilige, katholische Allianz mit dem angeblich kleineren – faschistischen – Übel führte in die größte Katastrophe der Menschheitsgeschichte: den zweiten Weltkrieg und den Holocaust.
Wovon träumten Benedikt XV., Pius XI. und Pius XII.? Sie träumten von einem katholischen Kontinentaleuropa im vereinten, militärischen Kampf gegen die gottlose Sowjetunion, so degeneriert sie durch Stalins Einfluß auch schon gewesen sein mag (man lese Arno Lustigers Rotbuch ›Stalin und die Juden‹). Sie träumten vom Ende der Orthodoxie, vom Ende des Kommunismus und von der Katholisierung Rußlands. Und von einem neutralen, anglikanischen Großbritannien, einer neutralen USA. Denn eine militärische Auseinandersetzung innerhalb des westlichen Lagers machte den Ausgang eines Krieges unberechenbar. Nach der militärischen Niederlage Frankreichs schien man diesem Ziel sehr nahe, und 1940 war die ganze Welt davon überzeugt, daß Hitler den Krieg gewinnen würde. Jetzt war die Realisierung des Traums der Kurie mit Hitlers Hilfe in greifbare Nähe gerückt.
Bei Karlheinz Deschner lernen wir, wie der Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 vom Episkopat nicht nur in Deutschland offen begrüßt wurde, wie maßlos seine Begeisterung für Hitler und die Hetze gegen Rußland waren. Und Pius XII. – der angeblich zu wenig gegen Hitler getan haben soll, zu viel geschwiegen haben soll – sprach eine Woche danach in einer Rundfunkansprache von »Lichtblicken, die das Herz zu großen, heiligen Erwartungen erheben: Großmütige Tapferkeit zur Verteidigung der Grundlagen der christlichen Kultur und zuversichtliche Hoffnung auf ihren Triumph«, womit er laut Botschaftsrat Menshausen der Hoffnung Ausdruck geben wollte, daß die großen Opfer, die dieser Krieg erfordere, nicht umsonst wären und nach dem Willen der Vorsehung zum Sieg über den Bolschewismus führten. Bei diesem von der Catholica herbeigesehnten »Weltanschauungskrieg«, wie ihn Hitler auch nannte, wurde der Holocaust als eine Art nicht unwillkommener Kollateralschaden in Kauf genommen. Vielleicht empfand man sogar eine klammheimliche Freude in Anbetracht des christlichen Antijudaismus über 2000 Jahre. Kokettierte Hitler nicht schon im April 1933 vor hohen katholischen Funktionären – wie Deschner berichtet – und sehr zu deren Entzücken, daß seine »Behandlung der Judenfrage« nur die mittelalterliche katholische Tradition fortsetze? Der Papst verurteilte die nazistischen Judenpogrome jedenfalls niemals, selbst als man sozusagen vor seinen Augen die Juden zusammentreiben und abführen ließ. Die heutzutage propagierte Vorstellung von einem jüdisch-christlichen Abendland beruht auf einem Synkretismusschwindel.
Noch viel tiefer verstrickt in die faschistischen Verbrechen war der Vatikan in Kroatien, wo die Franziskaner federführend gewesen waren bei den dort durchgeführten Greueln, wegen deren Brutalität sich sogar die Deutschen beschwerten. Hier hatte Deschner einst Pionierarbeit geleistet, und wer sich näher mit dieser düsteren Materie befassen möchte, sei auf das ausführliche Grundlagenwerk von Vladimir Dedijer über Jasenovac, das »jugoslawische Auschwitz«, verwiesen.
Wer wollte Karlheinz Deschner nicht zustimmen, wenn er am Ende des Buches im Jahre 1965 das Resümee zieht: »Erwägt man das Verhalten Eugenio Pacellis zur Politik von Mussolini, Franco, Hitler und Pavelić, so scheint es kaum eine Übertreibung, zu sagen: Pius XII. ist wahrscheinlich mehr belastet als jeder andere Papst seit Jahrhunderten. Mittelbar und unmittelbar ist er so offensichtlich in die ungeheuersten Greuel der faschistischen Ära und damit der Geschichte überhaupt verstrickt, daß es bei der Taktik der römischen Kirche nicht verwunderlich wäre, spräche man ihn heilig.«
Nun, die Seligsprechung ist fast 50 Jahre danach in Arbeit!
Kommen wir noch einmal zurück zur Gegenwart, zu den verfassungsrechtlichen Spätfolgen kirchlicher Kollaboration mit dem Faschismus in Deutschland. Man halte die enge Verflechtung zwischen Kirche und Staat, diesen deutschen Kirchenstaat bis zum heutigen Tage, den es laut Grundgesetz und Weimarer Verfassung gar nicht geben dürfte, als Schablone gegen die Verfassungen der USA und Frankreichs, in denen die Trennung von Staat und Kirche klar geregelt ist. Dann wird deutlich, wie weit das heutige Deutschland von einer modernen Demokratie entfernt ist. Es ist ein Land, in dem die Kirchen aufgrund von Landeskonkordaten in allen Rundfunk- und Fernsehräten sitzen, in fast allen Zeitungsredaktionen, an zahllosen Multiplikationsstellen und – teils ganz offen, teils gut versteckt – an den Schalthebeln der Macht. Dann wird klar, welch großen Gefallen Hitler und Mussolini dem Vatikan mit dieser speziellen Beantwortung der Römischen Frage getan haben, mit der Restitution seiner Staatlichkeit, seines Vermögens und des öffentlichen Einflusses, die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Auflösung befanden. Und zu welch hohem Preis für den Rest der Welt!
Karlheinz Deschners Buch ist ein wichtiges Stück Aufklärung, ein Juwel für jeden, der die historische Wahrheit sucht, es ist ein Antidot gegen die Geschichtslüge vom katholischen Widerstand gegen Adolf Hitler und liefert einen elementaren Beitrag zur aktuellen Debatte über die Rehabilitierung der Piusbrüder um Richard Williamson, die geplante Seligsprechung Pius’ XII., die Skandale um die Vatikanbank, die Wiedereinführung der Karfreitagsfürbitte und die Rolle des Vatikan in der Welt überhaupt.
Wer den historischen Ariadnefaden aus dem Labyrinth kirchlicher Fremdbestimmung sucht, kommt um Karlheinz Deschners Buch ›Mit Gott und den Faschisten‹ nicht herum. Wer noch weiteres erfahren möchte, viele historische Schichten tiefer zum Beispiel, über die historischen Ursprünge des Christentums, dem empfehle ich an dieser Stelle Hyam Maccobys vorzügliches, zentrales Werk Der Mythenschmied, in welchem er nachweist, daß das Christentum nicht auf den jüdischen Jesus, sondern auf den Griechen Paulus zurückgeht, der einen hochvirulenten Mythenmix aus Gnosis, Mysterienkulten und der Jesusgeschichte zusammenstellte und damit den Auftakt setzte zu 2000 Jahren christlichem Antijudaismus, der im Holocaust kulminierte.
Den anderen Ariadnefaden aus dem religiösen Labyrinth, den subjektiven, »psychologischen«, findet jeder, der ihn sucht, bei Sigmund Freud (›Totem und Tabu‹, ›Die Zukunft einer Illusion‹, ›Der Mann Moses und die monotheistische Religion‹), vor allem aber auch bei Fritz Erik Hoevels in seiner wegweisenden Abhandlung zum Thema Religion »Bhagwan« Rajneesh und das Dilemma einer menschenfreundlichen Religion, aus dem Freiburger Ahriman-Verlag, dem nun auch das Verdienst zukommt, Deschners Meisterwerk ›Mit Gott und den Faschisten‹ neu aufzulegen. Beide Autoren machen klar, wie eng das Nadelöhr ist, durch das die menschliche Gesellschaft gehen muß, wenn die Ziele der Aufklärung, Vernunft, Freiheit, Gleichheit, maximales Glück für eine maximale Mehrheit, Realität werden sollen, wie viele archaische und dennoch reale Machtstrukturen bis dahin überwunden, gebrochen werden müssen.
Möge sich der interessierte Leser fast fünfzig Jahre nach der Erstauflage von ›Mit Gott und den Faschisten‹ von der Aktualität dieses Buches selbst überzeugen. Es ist spannend geschrieben, ein Lesevergnügen allerersten Ranges. Man ist nach seiner Lektüre viel klüger als zuvor und verfügt nun endlich wieder über dieses hochwirksame, unersetzliche Antidot gegen die Geschichtslüge vom katholischen Widerstand gegen Hitler.
Peter Gorenflos, im November 2012
Vorwort des Autors
Während jüngst wenigstens die Kollaboration der Kirche mit dem Naziregime bekannter geworden ist – fast ein Vierteljahrhundert danach spät genug, wie mir scheint –, wissen weite Kreise noch immer nicht, daß die katholische Hierarchie sämtliche faschistische Staaten von ihren Anfängen an systematisch unterstützt hat und somit entscheidend mitschuldig wurde am Tode von sechzig Millionen Menschen.
In Italien begann das Zusammengehen von Vatikan und Faschismus schon 1922, noch vor dem berühmten »Marsch auf Rom«, den Mussolini bekanntlich im Schlafwagen Mailand – Rom zurückgelegt hat, und führte über die Lateranverträge und über den mit Hilfe des italienischen Episkopats und des Vatikans, mit Hilfe von Madonnenbildern und Giftgasen glänzend geglückten Raubüberfall auf Abessinien bis in den Zweiten Weltkrieg.
In Spanien riefen die Bischöfe, gleichfalls unterstützt vom Papst, bereits 1933 gegen die rechtmäßige republikanische Regierung zu einem christlichen »Kreuzzug« auf, an dessen Spitze dann von 1936 bis 1939 die Truppen des Heiden Hitler und des Atheisten Mussolini kämpften, ferner Francos 150000 Mohammedaner und die Fremdenlegionäre – Devise: »Es lebe der Tod! Nieder mit der Intelligenz!«
In Deutschland begann die Zusammenarbeit des Vatikans mit Hitler höchstwahrscheinlich noch vor der »Machtergreifung«, mit Sicherheit jedoch sofort danach und gipfelte, nicht etwa 1933/34, sondern, trotz des (fast ausschließlich für rein katholische Interessen geführten) Kirchenkampfes, erst mitten im Kriege, nach dem von der katholischen Kirche so heiß ersehnten Überfall auf die Sowjetunion, wie die gemeinsamen Hirtenbriefe der deutsch-österreichischen Bischöfe beweisen, die ohne kuriale Zustimmung niemals hätten geschrieben werden können.
Während das Verhältnis von Pius XI. und Pius XII. zu Mussolini, Franco und Hitler in den drei ersten Kapiteln erörtert wird, behandeln die beiden letzten das Verhalten des Vatikans im Zweiten Weltkrieg sowie die päpstliche Politik in Jugoslawien, wo von 1941 bis 1945, ebenfalls mit voller Unterstützung des katholischen Klerus, 299 orthodoxe Kirchen zerstört, 240000 orthodoxe Serben gewaltsam zum Katholizismus bekehrt und ungefähr 750000 Orthodoxe, häufig nach grauenhaften Folterungen, ermordet worden sind; was übrigens in deutschsprachigen Ländern wohl zum erstenmal durch meine 1962 erschienene Kirchengeschichte ›Abermals krähte der Hahn‹ etwas bekannter wurde.
Das dort im Schlußteil untersuchte Thema habe ich hier noch einmal aufgegriffen und vor allem die Abschnitte über den italienischen Faschismus, den spanischen Bürgerkrieg und die Kroatengreuel außerordentlich erweitert. Doch auch die Kapitel über Hitlerdeutschland und den Zweiten Weltkrieg wurden ergänzt. Nicht nur äußerlich entstand ein neues Buch.
Vergegenwärtige ich mir freilich all die Verdrehungen und Lügen, mit denen man meine Kirchengeschichte diffamiert hat – man lese pars pro toto im Anhang die Rezension des protestantischen Pfarrers Wolfgang Hammer –, so bin ich mir darüber klar, daß man weiterlügen wird. Was bliebe auch übrig, als allenfalls zu schweigen. Oder mich zum Schweigen zu bringen.
Verleumdungen jedoch durch eine Kirche, die nicht nur im Mittelalter Millionen verfolgt und massakriert, sondern auch noch im 20. Jahrhundert den bisher wohl größten Verbrecher aller Zeiten »immer wieder« und »eindringlichst« unterstützt hat; die ihm 1933 »um keinen Preis die Kräfte der Kirche entziehen«, vielmehr jedermann seiner »großen Aufbauarbeit« zuführen wollte; die 1935 »jede staatsfeindliche Handlung und Haltung von Mitgliedern strengstens« verwarf und auch 1936 »das Oberhaupt des Deutschen Reiches . . . mit allen Mitteln zu unterstützen« versprach; die ein Jahr vor Ausbruch des Krieges Hitlers »Wirken für die Zukunft mit ihren besten Segenswünschen« begleitete und bei Kriegsbeginn den katholischen Soldaten befahl, »aus Gehorsam zum Führer ihre Pflicht zu tun und bereit zu sein, ihre ganze Person zu opfern«; die 1941 seinen Überfall auf die Sowjetunion »mit Genugtuung« verfolgte und bekannte: »Wir haben immer wieder (!) und noch im Hirtenbrief des Sommers unsere Gläubigen zu treuer Pflichterfüllung, zu tapferem Ausharren, opferbereitem Arbeiten und Kämpfen im Dienste unseres Volkes in schwerster Kriegszeit eindringlichst (!) aufgerufen«, um dann gleich nach dem Zusammenbruch Hitler und die Nazis zu verdammen – Verleumdungen also durch eine solche Kirche empfinde ich als Ehre.
Allen Lesern, mit denen mich der Kampf gegen Lüge und Barbarei verbindet, danke ich für die Anteilnahme an meiner Arbeit und für die Hilfe bei deren Verbreitung.
Pressestimmen
"junge Welt" vom 11.2.2013
Gesegnete Nazis
Karlheinz Deschners Buch über Vatikan und Faschismus ist neu erschienen
von Frank-Rainer Schurich
Dem Berliner Kirchenkritiker und Publizisten Peter Gorenflos ist es zu verdanken, daß Karlheinz Deschners fundamentales Werk »Mit Gott und den Faschisten« nach 47 Jahren wieder in einer unveränderten Ausgabe erschienen ist. Mit der ersten Auflage 1965 sowie seinem Buch »Abermals krähte der Hahn« (1962) hatte sich Deschner den Zorn der katholischen Kirche und des bundesdeutschen Regimes zugezogen; es hetzte wegen Gotteslästerung seine Justiz auf ihn. Deschner war aber wegen seiner kirchenkritischen Arbeiten im In- und Ausland bereits so bekannt, daß er vor Verurteilung und Inhaftierung geschützt war.
Massenverbrechen
Der Autor recherchiert genau, belegt alle Quellen, präsentiert präzise und detailreich die historischen Fakten. Selbst ärgste Feinde konnten ihm nie Fehler nachweisen. Deschner zeigt, daß die katholische Kirche den faschistischen Regierungen Europas nicht nur treue Hilfe leistete, sondern in ihrem Schutz auch ungeheure Verbrechen beging, z.B. auf dem nördlichen Balkan, wo in Kroatien mit der Abschlachtung von 750000 Serben eines der vielleicht am meisten verschwiegenen Massenverbrechen der Neuzeit mit dem Segen der Kurie stattfand. Er entlarvt die Mär vom katholischen Widerstand, die gleich nach dem Untergang des Hitler-Reiches geboren wurde und immer noch verbreitet wird.
Nach dem Ersten Weltkrieg, weist Deschner nach, ergriff die katholische Kirche die Gelegenheit, um gemeinsam mit dem aufkommenden Faschismus das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Die Angst vor einem Sieg der Arbeiterbewegung in ganz Europa nach dem Vorbild Rußlands war in Rom so groß, daß der Vatikan mit dem reaktionären Großbürgertum Italiens und dessen Handlangern, den Faschisten, ein Bündnis einging, das allen Seiten eine dauerhafte Existenz sichern sollte. »Diese unheilige, katholische Allianz mit dem angeblich kleineren – faschistischen – Übel«, schreibt Gorenflos im Vorwort zur Neuauflage, »führte in die größte Katastrophe der Menschheitsgeschichte: den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust (
) Bei diesem von der Catholica herbeigesehnten ›Weltanschauungskrieg‹, wie ihn Hitler auch nannte, wurde der Holocaust als eine Art nicht unwillkommener Kollateralschaden in Kauf genommen.«
Deschner wiederum bedauert in seinem Vorwort die Unkenntnis vieler darüber, daß die katholische Hierarchie sämtliche faschistische Staaten von deren Anfängen an systematisch unterstützt hat und so entscheidend am Tod von 60 Millionen Menschen im Zweiten Weltkrieg mitschuldig wurde. Er untersucht im ersten Kapitel die »freundschaftlichen« Beziehungen zwischen dem Vatikan und dem italienischen Faschismus. Der »Duce« wußte, wofür die katholische Kirche nützlich ist, und der Vatikan begriff, daß sein Partner die Träger jeglichen Fortschrittsdenkens physisch ausrotten würde. In Italien wie in Deutschland betrieb der Papst die Auflösung der katholischen Partei, um Mussolini und Hitler in den Sattel zu helfen. So konnte z.B. der Abessinienkrieg 1935 mit päpstlichem Segen geführt werden.
Antibolschewismus
»Der Vatikan und der spanische Bürgerkrieg« heißt das zweite Kapitel. Bereits zwischen 1936 und 1939 kamen ungefähr 600000 Spanier ums Leben, danach ging das Schlachten weiter. Vatikan-Staatssekretär Eugenio Pacelli, ab 1939 Papst Pius XII., hielt schon während des Putsches 1936 fest zu General Francisco Franco. Thema des dritten Kapitels ist »Der Vatikan und Hitlerdeutschland«. Am 20. Juli 1933 wurde das Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Deutschen Reich geschlossen – Hitlers erster völkerrechtlicher Vertrag. Fast zwei Drittel der 34 noch heute gültigen Artikel sicherten kirchliche Privilegien.
Während des Zweiten Weltkrieges, zeigt das vierte Kapitel, unterstützten die deutschen Bischöfe Hitler noch intensiver als zuvor. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion erklärten sie am 10. Dezember 1941: »Mit Genugtuung verfolgen wir den Kampf gegen die Macht des Bolschewismus.« Ein Jahr später befanden sie, daß ein Sieg über den Bolschewismus gleichbedeutend mit dem Triumph der Lehren Jesu über die der Ungläubigen wäre. Bis 1945 und darüber hinaus gewährte der Vatikan Schutz und Schirm für die Faschisten.
Pius XII. segnete auch einen der größten Verbrecher des 20. Jahrhunderts, den kroatischen Ustascha-Führer Ante Pavelić, mit dem sich Deschner im fünften Kapitel »Der Vatikan und die Kroatengreuel« befaßt.
Deschners spannendes und verständlich geschriebenes Buch erscheint noch genauso aktuell wie vor 47 Jahren, denn die »Hirnzermanschungsmaschine« (Fritz Erik Hoevels im Nachwort) arbeitet noch immer auf vollen Touren. Es ist ein Stück Aufklärung.
Dr. phil. Karlheinz Deschner (1924–2014) studierte Literaturwissenschaft und Philosophie; er war Träger des Arno-Schmidt-Preises, des Alternativen Büchnerpreises und des International Humanist Award. Deschner war einer der wenigen Autoren, die sich in der klerikalen Finsternis des Adenauer-Regimes und dessen Nachgeburten den kirchlichen Selbstdarstellungslügen mutig entgegenstellten und die Taten der organisierten Religion konsequent an deren Forderungen an ihre Anhänger maß; durch sein umfangreiches, diese Fragestellung mit Tausenden von Belegen durch die Jahrhunderte verfolgendes Buch »Abermals krähte der Hahn« erwarb er große Bekanntheit und gab vielen seiner im staatlich geförderten Weihrauchgestank erstickenden Zeitgenossen Hoffnung auf eine bessere Zeit. Die Rache des Regimes ließ nicht auf sich warten: es hetzte seine Justiz auf ihn (»Gotteslästerung«), und nur seine inzwischen erreichte Popularität bei den Besten seines Landes und vieler des Auslands schützte ihn vor deren Schergen. Zahlreiche weitere kirchenhistorische Werke folgten, die durch ihre Tatsachengebundenheit statt ideologischen Professorengehorsams wertvoll sind; sein durch die eigene Verfolgung angeregtes 10bändiges Hauptwerk »Kriminalgeschichte des Christentums« vollendete er ein Jahr vor seinem Tod. Mit seiner ungeschminkten Darstellung des US-Imperialismus »Der Moloch« hat es sich Deschner zwar auch mit dessen Jubelpersern und nicht nur dem Gepfaff allein verdorben, aber dadurch auch den Opfern weltlicher Gewalt, unstrittig der stärksten und daher gefährlichsten der Welt, eine Orientierungsmöglichkeit geschaffen, die ihnen die gleichgeschalteten Medien vorenthalten.
Reihe: Unerwünschte Bücher zur Kirchen- und Religionsgeschichte Nr. 14
Karlheinz Deschner
Mit Gott und den Faschisten
Der Vatikan im Bunde mit Mussolini, Franco, Hitler und Pavelić
227 S.
2. verbesserte und erweiterte Auflage
EUR 19,80
ISBN 978-3-89484-610-7